Mittwoch, 24. April 2024

Pressemitteilung: Ergebnisse des Arbeitstreffens per Direktive aus dem Innenministerium. Fanhilfe Hannover entsetzt über vorherrschenden Populismus.

„Entgegen ihrer eigenen Ankündigungen hat Frau Behrens zum wiederholten Male gezeigt, wie egal ihr die Fankurven und Fankultur in Gänze sind. Wir haben im deutschen Profifußball weiterhin die sichersten Stadien der Welt und bedauern sehr, dass die Innenministerin sich aus eigenem Profilierungsdrang so leichtfertig als Treiberin einer von Populismus geführten Debatte hingibt. Das Zustandekommen des heutigen Ergebnisses zeigt bereits, dass es von Beginn an lediglich um eine Direktive aus dem Innenministerium, statt um einen lösungsorientierten und auf Augenhöhe geführten Prozess ging.“ sagt Paula Mundt, Sprecherin der Fanhilfe Hannover.

Nach Informationen aus dem Niedersächsischen Innenministerium standen bereits im Vorfeld die Ergebnisse des heutigen "Arbeitstreffens" durch Telefonate zwischen Daniela Behrens und Vertretern der Profifußballgesellschaft (u.a. Martin Kind) am Montag fest. Martin Kind wird aus diesem Grund zudem auch nur der gemeinsamen Presseerklärung beiwohnen, wie bereits bekannt wurde. 

Die Fanhilfe Hannover kritisiert an dieser Stelle auch den nicht bestehenden Club-Fan-Dialog zwischen der Profigesellschaft von Hannover 96 und der Fanszene, der dahingehend zu einer ausgewogenen Wahrnehmung der Interessenlage hätte führen können.  

Die Fanhilfe Hannover lehnt Kollektivstrafen in Gänze ab. Aufgabe des Rechtsstaates ist es, potentielle Täter zu ermitteln und einem fairen Rechtssystem zuzuführen. Kollektivstrafen, wie die heute diskutierten Gästefanausschlüsse, sowie personalisierte Tickets sind weder zweck- noch verhältnismäßig. Sie offenbaren lediglich die Unfähigkeit der politisch Verantwortlichen, sich mit komplexen Sachverhalten im Bereich der Fankultur auseinanderzusetzen oder verdeutlichen das überhebliche Desinteresse an der Materie.

"Niemand würde bei der vorherrschenden Datenlage in anderen Bereichen beispielsweise ein Alkoholverbot auf Volksfesten oder ein Fahrverbot für Motorradfahrer fordern. Das heutige Ergebnis offenbart leider deutlich die Fehlbesetzung des Postens der Niedersächsischen Innenministerin. Mit ihrem unbedachten und realitätsfernen Handeln vertieft Daniela Behrens die Gräben zwischen Politik und Fanszenen weiter. Die Art und Weise, in der aktuell konsequent Fakten, Fanorganisationen, sowie sozialpädagogische bzw. wissenschaftliche Facheinschätzungen ignoriert werden, sind einer seriösen und zielführenden Diskussion nicht nur abträglich, sondern fördern eine weitere Eskalation. Daniela Behrens als oberste Dienstherrin der Polizeien gilt hier aufgrund der Natur der Sache in den Augen vieler gesprächsbereiter Fanvertreter schon tendenziell als befangen. Dass Frau Behrens allerdings derart offensichtlich ein Schwarz-Weiß-Bild zeichnet, um sich auf dem Rücken von tausenden Fußballfans mit vermeintlichen politischen Erfolgen zu profilieren, ist auch für uns nicht mehr akzeptabel. Sollte Daniela Behrens tatsächlich interessiert an einer lösungsorientierten Debatte sein, so erwarten wir eine umgehende Rücknahme der heutigen Ergebnisse und ein klares Bekenntnis zu Fankultur. Es war, wie bereits mehrfach von uns geäußert (https://fanhilfehannover.blogspot.com/2024/03/pressemitteilung-die-fanhilfe-hannover.html), 5 nach 12. Mit dem heutigen Tag stehen wir und andere Fanorganisationen ohne eine deutliche Bewegung in Richtung der Fankurven für Gespräche nicht mehr zur Verfügung." fährt Mundt fort.

Laut Datenlage der Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) strömten in der abgelaufenen Spielzeit 2022/2023 rund 26,5 Mio. Zuschauer in die Stadien der ersten drei Ligen inklusiver aller Pokal- und UEFA-Begegnungen. Hierbei gab es 1.176 verletzte Personen, was in relativen Zahlen 0,00444% sind. In diesen Zahlen werden Verletzte durch Polizeieinsätze (z.B. durch die Anwendung durch Pfefferspray) nicht gesondert erfasst. Dies bemängeln Fanhilfen bereits seit vielen Jahren. Daniela Behrens hätte sich hier im Zuge der IMK/SMK selbst für mehr Transparenz der Datenlage einsetzen können.

„Wir sprechen von einem absolut sicheren Stadionerlebnis in allen deutschen Ligen. Selbst im Rahmen der Fanproteste dieser Saison zeigten die Fankurven eindrucksvoll, wie sie über Wochen hinweg kreativ und verantwortungsvoll Gehör für ihre Forderungen erlangen können. Während in vielen anderen Ländern der Welt über die Rahmenbedingungen für eine (Teil-)Legalisierung von Pyrotechnik diskutiert wird, sitzt eine Innenministerin aus Bremerhaven ernsthaft dem Irrglauben auf, mit theoretischen Maximen ohnehin stattfindende Vorgänge zu kriminalisieren. Wir hätten einer SPD-Politikerin dahingend tatsächlich mehr Zeitgeist zugetraut. In Bezug auf die Spiele von Hannover 96 können wir in keiner Art und Weise die Hysterie der Innenministerin nachvollziehen. Im Gegenteil. Zu einer Saison gehören nicht nur die beiden Derbybegegnungen, sondern auch mindestens 32 weitere Spiele. Die Polizei selbst hatte nach beiden Spielen der laufenden Saison ein positives Fazit gezogen. Der Blick für das große Ganze ist allerdings bei der Innenpolitik abhanden gekommen. Es wäre tatsächlich von großem Vorteil gewesen, wenn eine Versachlichung stattgefunden hätte. Auch die Fankurven als mündige Bürger hätten gerne ihre Forderungen, die es zu erfüllen gilt, platziert. Stattdessen hat es die Innenpolitik geschafft, vereinsübergreifend Fans aller Vereine gegen sich aufzubringen. Ein zielführendes Handeln lässt sich daher auch weiterhin nicht bei Daniela Behrens erkennen, was sie als verlässliche Gesprächspartnerin für Fanorganisationen bedauerlicherweise ausschließt. Wir werden in den kommenden Wochen aktiv die Fanszene Hannover in ihrem Handeln beraten und bestärken, gegen die  Maßnahmen tätig zu werden.“ sagt Paula Mundt.

Fanhilfe Hannover, 24.04.2024

Montag, 18. März 2024

Pressemitteilung: Die Fanhilfe Hannover übt scharfe Kritik an Innenministerin Daniela Behrens und fordert sie auf, sich für Fankultur einzusetzen.

Die Fanhilfe Hannover kritisiert mit aller Deutlichkeit die populistischen Drohgebärden der niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens und fordert eine Rückkehr zu faktenbasierten Debatten.

Nach Informationen der Fanhilfe Hannover hat Daniela Behrens bisher in den Zusammenkünften mit den Vereinen gänzlich auf die Fanprojekte und Fanbeauftragten der Vereine verzichtet und diese auch in den Beratungen nicht eingebunden. Darüber hinaus wurden Fanvertreter, sowie Fanorganisationen bisher vollumfassend von den Debatten ausgeschlossen.

„Frau Behrens täte gut daran, sich sachlich mit der Materie zu beschäftigen und kompetenten fachmännischen Rat durch die ihr zur Verfügung stehenden Gremien einzuholen. Es ist sehr befremdlich, in welcher Methodik die SPD-Innenministerin derzeit agiert. Nicht nachvollziehbar ist aus unserer Sicht vor allem die fehlende Einbindung von  Fanprojekten, Fanbeauftragten oder wissenschaftlichen Mitarbeitern aus den jeweiligen Fachbereichen. Wir sehen darin bereits den Kardinalfehler in der Arbeit der Innenministerin, die offensichtlich schnell einen politischen Erfolg zur Vergangenheitsbewältigung vorweisen möchte.“ sagt eine Sprecherin der Fanhilfe Hannover.

In den vergangenen Monaten forderte Daniela Behrens als Innenministerin vermehrt die Beteiligung von Fußballvereinen an Polizeieinsatzkosten bei Fußballspielen. Auslöser hierfür sei die zunehmende Gewalt im Rahmen von Fußballspielen. Dieser Aussage widerspricht die Fanhilfe Hannover energisch.

„Falsche Tatsachen werden nicht richtiger, je öfter man sie wiederholt. Hierzu zählt unter anderem auch die Mär, dass Niedersachsens Fußballvereine sich nicht an den Kosten für Polizeieinsätze während der Lizenzspiele beteiligen. Die Vereine, sowie das Spieltagsgeschehen insgesamt, spülen dem Bundesland jedes Jahr mehrere Millionen Euro in den Haushalt und tragen somit erheblich zur Finanzierung der Polizeieinsätze bei. Es ist hier Aufgabe des Staates für Sicherheit zu sorgen. Viel mehr empfehlen wir der Innenministerin sich im Zuge der Einsatzmaßnahmen einmal grundlegend mit den Kosten zu befassen. Vollkaskomentalitäten der Einsatzleitungen, sowie eine maßlose, beinahe exzessive Verwendung von Ressourcen sehen wir als Hauptursache für steigende Polizeikosten. Wir nehmen zunehmend wahr, dass jedwedes Maß an Verhältnismäßigkeit abhanden kommt und sukzessiv auch die Einsatzkräfte an der Sinnhaftigkeit ihres Handelns zweifeln. Frau Behrens wäre gut beraten, sich an anderen Bundesländern zu orientieren und mit den ihr zu Verfügung stehenden Mitteln endlich haushalten zu können.“ fordert die Fanhilfe Hannover in Anbetracht der jüngsten Spieltage von Hannover 96.

Aus Sicht der Fanhilfe Hannover reiht sich Daniela Behrens hier nahtlos in eine Reihe von niedersächsischen Innenministerinnen und Innenministern ein, die es bis heute nicht verstanden haben sich mit ihren Fachbereichen in ausreichender Tiefe und Komplexität auseinanderzusetzen und nachhaltig Verbesserungen herbeizuführen.

„Wie so oft erhärtet sich die Vermutung, dass aufgrund mangelnder Durchsetzung in gesellschaftlich  relevanteren Fachbereichen nun auf Kosten von Tausenden Fußballfans ein Erfolg für Daniela Behrens generiert werden muss. Denn es ist natürlich leichter, auf dem Rücken von Bürgergruppen ohne Lobby Erfolge zu erzielen. Ob dies auf lange Sicht zu einem Erfolg und einer Befriedung führt, stellen wir als Fanhilfe nicht nur in Frage, sondern halten es aufgrund der Erfahrung der letzten Jahrzehnte für einen fatalen Trugschluss.

Stattdessen werden durch die verheerenden Äußerungen der Innenministerin die bereits bestehenden Gräben zwischen Fanszenen und Polizei bzw. Politik noch vertieft.“ sagt eine Sprecherin der Fanhilfe Hannover.

Die Fanhilfe Hannover kritisiert weiterführend auch die eklatanten Versäumnisse der Innenministerin in Form von Dialogformaten. Seit ihrem Amtsantritt im Januar 2023 äußert sich Daniela Behrens regelmäßig zum Themenkomplex Fußballfans und Sicherheit. In dieser Zeitspanne erfolgte allerdings bisher nicht ein einziges oder gar nachhaltiges Dialogformat mit Fanvertretern oder Fanorganisationen.

„Es ist sehr bedauerlich zu sehen, wie Daniela Behrens nicht aus den Fehlern ihrer Vorgänger  gelernt hat. Stattdessen setzt sie die Fehlerkette in beinahe traditioneller Art und Weise weiter fort, indem sie weitergehend ein populistisches Schwarzweißbild skizziert. Daniela Behrens verfällt dabei leider auch in das bekannte Muster, statt mit nur über Fans zu sprechen. Seit Amtsantritt erfolgte kein einziger Versuch in den Dialog mit den aktiven Fans zu kommen und gegebenenfalls die bereits bestehenden umfangreichen Konfliktpunkte zu befrieden. Wir bedauern sehr, dass Frau Behrens auf diesem Auge gänzlich blind ist und sich auf einer Irrfahrt in eine Sackgasse befindet.“ sagt Paula Mundt von der Fanhilfe Hannover.

Die Fanhilfe Hannover fordert daher eine deutliche Versachlichung  der Kommunikation sowie praxisnahe und lösungsorientierte Konzepte, in denen die Innenministerin auf die Belange der Fans in Niedersachsen eingeht. Hierzu gehört vor allem ein Rückbau der Repressionen gegen Fans, die aus dem neuen Polizeiaufgabengesetz erwachsen sind. Darüber hinaus empfehlen wir Frau Behrens als Innenministerin auch die Fans in den Fankurven Niedersachsens als Menschen mit Bürgerrechten zu sehen  und zu achten, anstatt sie als lästiges Beiwerk abzutun.

„Wir sagen es mit aller Deutlichkeit: Es ist bereits 5 nach 12. Frau Behrens hat bisher alle Chancen verstreichen lassen, sich in Richtung der Fankurven zu bewegen, wobei gleichzeitig die Liste der Herausforderungen von Woche zu Woche länger wird. Die Fanszenen in Niedersachsen erwarten jetzt unmittelbar Taten statt hohler Phrasen oder irgendwelchen unsachlichen Stammtischparolen. Frau Behrens, wachen Sie endlich auf!“

Fanhilfe Hannover, 18.03.2024

Mittwoch, 28. Februar 2024

60.000€ Verbandsstrafe nach unverhältnismäßigem Polizeieinsatz am 10.11.2023 im Millerntorstadion

Mit großer Verwunderung nehmen wir als Fanhilfe Hannover das Aussprechen einer Verbandsstrafe in Höhe von 60.000€ durch das DFB-Sportgericht, aufgrund der Geschehnisse beim Auswärtsspiel von Hannover 96 am 10.11.2023 im Millerntorstadion gegen den FC St. Pauli, wahr.

Konkret geht es laut der DFB-Pressemitteilung vom 23.02.2024 um die Auseinandersetzung zwischen Teilen des Gästeblockes und der dortig eingesetzten Bereitschaftspolizei aus Hamburg sowie Schleswig-Holstein. Im Vorfeld kam es im Block zu Unstimmigkeiten zwischen zwei kleinen Gruppen an 96-Fans. Die Situation beruhigte sich jedoch wieder und war vor dem Betreten des Blocks durch die Polizei bereits geklärt. Im Zuge des Einsatzes kam es durch wahlloses Einsetzen von Schlagstöcken sowie Reizgas zu zahlreichen verletzten Fans, der Schiedsrichter unterbrach das Spiel für 6 Minuten. Im Anschluss der Partie berichteten wir ausführlich über die Vorfälle (https://fanhilfehannover.blogspot.com/2023/11/pressemitteilung-wenn-das-spiel-zur.html).

Das DFB-Sportgericht sah diese Ereignisse nun als Grund, um der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA eine Geldstrafe in Höhe von 60.000€ aufzuerlegen, was einem Satz von 10.000€ pro unterbrochene Minute entspricht.

Anscheinend sieht der Deutsche-Fußball-Bund die Fans im Gästebereich als alleinigen Auslöser und gibt diesen die Schuld für die unterbrochene Partie. Die Spielunterbrechung wäre jedoch ohne den überzogenen Polizeieinsatz im Gästeblock niemals zustande gekommen, wurde der Innenraum nur Betreten, um eine Massenpanik zu vermeiden und Verletzte zu separieren. Präventiv wäre auch das Fanprojekt Hannover oder die Fanbetreuung vor Ort schlichtend zur Seite gestanden. Diese wurden im Vorfeld der Auseinandersetzung jedoch nicht einmal kontaktiert. Die Fanprojekte gelten häufig als ein wichtiges Kommunikationsmittel zwischen der Polizei und Fans an Spieltagen. So ist es auch der DFB, der die Fanprojekte mit Geldern fördert. Dass an diesem Tag auf diese Art der Kommunikation verzichtet wurde, irritiert uns umso mehr. Bis heute missen wir den Versuch seitens Hannover 96 und der Hamburger Polizei den fragwürdigen Einsatz transparent und vollständig aufzuklären.

Dementsprechend ist das Verhängen einer Sanktion in diesem Falle für uns wieder mehr als fragwürdig und zeigt abermals auf, wie realitätsfern die Einschätzungen und Urteile handelnder Personen der DFB-Sportgerichtsbarkeit sind.

Die Strafe von 60.000€ beinhaltet außerdem ein Budget von 20.000€, welches Hannover 96 für gewaltpräventive Maßnahmen nutzen darf. Ein Sprecher der Fanhilfe Hannover erklärt abschließend, dass dieses Budget von 20.000€ für gewaltpräventive Maßnahmen wohl besser bei der Hamburger Bereitschaftspolizei aufgehoben wäre.

Fanhilfe Hannover, 28.02.2024

Samstag, 11. November 2023

Pressemitteilung: Wenn das Spiel zur Nebensache wird - Die Fanhilfe Hannover blickt fassungslos auf die sich ereignete Gewaltorgie der Hamburger Polizei im Gästebereich des Millerntor-Stadions

Am vergangenen Freitagabend kam es etwa zehn Minuten vor dem regulären Ende der Partie zu einem massiven, unverhältnismäßigen Polizeieinsatz im Gästebereich des Millerntor-Stadions. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen zwischen Fans und den Einsatzkräften dauerten mehrere Minuten, das Spiel musste unterbrochen werden. Eine große Anzahl von 96-Fans wurde verletzt, teilweise erheblich.

„Aktuell können wir das komplette Ausmaß der Polizeigewalt noch nicht überblicken. Uns erreicht momentan eine Flut an Meldungen von verletzten und traumatisierten Personen, welche wir aktuell sammeln, um einen Überblick zu bekommen. Berichte von schweren Verletzungen, welche im Krankenhaus behandelt werden mussten oder Personen, die sich aktuell noch im Krankenhaus befinden, scheinen momentan nur die Spitze des Eisberges zu sein. Wir gehen von einer dreistelligen Anzahl an verletzten 96-Fans aus.“ beginnt ein Sprecher der Fanhilfe Hannover mit den Schilderungen der Ereignisse.

Im Vorfeld kam es im Block zu Unstimmigkeiten zwischen zwei kleinen Gruppen an 96-Fans. Wie es in solchen Fällen im Fußballkontext üblich ist, halfen umstehende 96er, um die Situation schnell wieder zu beruhigen. Daraufhin entspannte sich die Lage wieder. Nach Rücksprache mit mehreren Augenzeugen und den betroffenen Personen selbst, widersprechen wir den getätigten Aussagen der Polizei Hamburg, dass ein Eingreifen zu irgendeinem Zeitpunkt notwendig war, um „Schlimmeres zu verhindern“.  Nach unseren Informationen gab auch der eingesetzte Ordnungsdienst eine entsprechende Einschätzung an die Polizei weiter, dass die Situation im Griff sei und ein Eingreifen zu keinem Zeitpunkt nötig erschien.

Obwohl die Situation bereits geklärt war und entgegengesetzt der Lageeinschätzung der Ordnungskräfte vor dem Block, entschied sich die Polizei mit Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) den prallgefüllten Gästeblock durch einen Blockeingang zu stürmen, um sich anschließend unter wahllosen, massiven Einsatz von Reizgas zunächst Platz zu verschaffen, was bereits zahlreiche Verletzungen billigend in Kauf nahm. Weder die Fanbeauftragten oder Mitarbeiter des Fanprojektes wurden in irgendeiner Form in Kenntnis gesetzt, noch gab es Ansagen oder Androhungen seitens der Polizei im Vorfeld. Ohne Rücksicht auf Verluste und dem Wissen, dass derartige Einsätze innerhalb eines Fanblocks immer eine Eskalation, mit nicht absehbaren Folgen, zur Konsequenz haben. Zu keinem Zeitpunkt war das Ziel der eingesetzten Einheiten ersichtlich.

Nach kurzer Zeit kam es zu den ersten Auseinandersetzungen zwischen Fans und der Polizei. Anstatt zu diesem Zeitpunkt die Situation nicht noch weiter ausufern zu lassen und sich aus dem Block zurückzuziehen, kam es zu massivem Einsatz von Schlagstöcken, Reizgas und Tritten. Viele Fans solidarisierten sich und versuchten sich verzweifelt zu wehren, um die Polizei aus dem Block zurückzudrängen. Ähnliche Szenen haben sich auch hinter dem Gästeblock, im Bereich der Verkaufsstände, abgespielt. Später erfolgte durch das weitere Mundloch ein Eindringen von Polizeikräften, ebenso wurden vor dem Block Einheiten zusammengezogen. Während bereits das versprühte Reizgas im großen Teil des Blocks zu Hustenanfällen sowie Reizungen der Augen und Atemwege führte, begannen auch die vor dem Block eingesetzten Polizeikräfte ohne ersichtlichen Grund Reizgas wahllos in den Block zu sprühen. Dadurch gab es weder Fluchtmöglichkeiten durch die Blockeingänge noch in Richtung des Spielfeldes über den Zaun. Auf vorhandenem Bild- und Videomaterial, welches bereits durch diverse soziale Medien kursiert, zeigt sich, dass trotz defensiver Haltung von Personen auf und vor dem Zaun der Reizgas-Einsatz aus nächster Distanz munter weiter ging. Erst nachdem die Einheiten erfolgreich vollständig zurückgedrängt werden konnten, beruhigte sich die Situation wieder.

„Fassungslos blicken wir auf die gestrigen Geschehnisse. Mit Entsetzen fragen wir uns, wie überhaupt ein derartiger maximal unverhältnismäßiger Einsatz in einem ausverkauften, vollbesetzten Block unter den gegebenen Umständen auch nur ansatzweise in Betracht gezogen werden kann und dann auch noch in dieser Art und Weise durchgeführt wird. Erschreckende Eindrücke von panischen, blutüberströmten Menschen sind die Bilanz des gestrigen Tages. Eine derartige Gewaltorgie seitens der Polizei bei Fußballspielen haben wir so noch nicht erlebt.“ führt der Sprecher der Fanhilfe Hannover weiter aus.

Nachdem sich die Einsatzkräfte aus und vor dem Block zurückziehen mussten, war trotzdem nicht mehr an das Spiel zu denken. Die Unterstützung der Mannschaft wurde eingestellt und es wurde sich um die Versorgung der zahlreichen Verletzten gekümmert. „Wir bedanken uns beim Ordnungsdienst des FC St. Pauli für die Unterstützung bei der Versorgung von verletzten Personen und dem besonnen Handeln der eingesetzten Ordnungskräfte. Ein Einsatzverbot von Reizgas bei Massenveranstaltungen ist längst überfällig, was der gestrige Tag im negativen Sinn nochmals eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Wir werden all unsere Kräfte bündeln, um diese Verbrechen seitens der Hamburger Polizei zur Anzeige zu bringen und die Täter in Uniform zur Rechenschaft zu ziehen. Dieser unbegreifliche Gewaltexzess muss schonungslos aufgeklärt werden und Konsequenzen für die Verantwortlichen nach sich ziehen.“, sagt der Sprecher der Fanhilfe Hannover abschließend.

Die Fanhilfe Hannover ruft alle 96-Fans dazu auf vorhandene Verletzungen unverzüglich ärztlich attestieren zu lassen und Gedächtnisprotokolle anzufertigen. Betroffene Personen kontaktieren uns bitte per E-Mail über fanhilfehannover@gmx.de.

Montag, 6. November 2023

Pressemitteilung zum Niedersachsenderby Hannover 96 - Eintracht Braunschweig

Bereits Wochen vor dem Niedersachsenderby musste die Fanhilfe Hannover feststellen, dass bei der angesetzten Partie ein Rückfall in alte Zeiten erfolgen würde. Seitens der Polizei Hannover wurde im Vorfeld ein derart realitätsfernes Sicherheitskonzept vorgestellt, dass die Behörden von Woche zu Woche weiter davon abrücken mussten. Dies geschah einerseits, weil die Umsetzbarkeit nicht gewährleistet werden konnte, andererseits, weil hier billigend Eskalationen von bekannten Lagen in Kauf genommen wurden.

Aus diesen Maßnahmen erfolgte dennoch im Vorfeld ein gemeinsam mit Hannover 96 entwickeltes Maßnahmenpaket, welches die Verantwortung dafür auf Hannover 96 abgab und in der Woche vor der Partie zu einem neuen Konfliktfeld zwischen der Fanszene von Hannover 96 und der Profifußballgesellschaft führte. Dies wäre durchaus vermeidbar gewesen und hat im Nachgang auch das beabsichtigte Ziel (Verhinderung des Einsatzes von Pyrotechnik) komplett verfehlt. An dieser Stelle müssen sich die Verantwortlichen bei Hannover 96, allen voran Martin Kind, zurecht hinterfragen, ob dieses neue Konfliktfeld für die Zukunft nicht deutlich mehr Schaden als Nutzen in der Kommunikation mit der Fanszene verursacht hat. Wie so oft sind die eigentlichen Verusacher, die Behörden, an dieser Stelle fein raus.

Die Fanhilfe Hannover fordert hier eine klare Aufarbeitung innerhalb der Strukturen von Hannover 96. "Wir können den Unmut innerhalb der aktiven Fanszene und auch den Abbruch eines Dialogs nachvollziehen. Wir appellieren hier allerdings weiterhin im konstruktiven Austausch zu bleiben." so ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.

Überholte Einsatztaktiken der Polizei führten dann am Spieltag zu diversen Provokationen gegenüber der Heimfanszene, die letztendlich nur in Eskalationen fußen konnten. Provokant im Fanmarsch platzierte Einsatzstaffeln, verzögerter und limitierter Einlass am Nordvorplatz und dutzende Beamte im Bereich der Heimkurve sorgten bereits im Vorfeld der Partie für ein angespanntes Verhältnis zwischen Fans und Polizei. Insbesondere beim Eintreffen des Fanmarsches am Niedersachsenstadion war es einzig und alleine der besonnenen Handlung der Fanszene durch Ansprachen zu verdanken, dass bei den tausenden wartenden Fans vor den  Stadiontoren keine Massenpanik ausgelöst wurde. Seitens der Polizei wurden hier trotz Lautsprecherwagens keine deeskalierenden Hinweise gegeben.

Im Verlauf der ersten Halbzeit kam es im Bereich der Nordkurve des Niedersachsenstadions zu einem unverhältnismäßigen Einsatz der eingesetzten Polizeikräfte. Infolgedessen wurden zahlreiche Zuschauer und Zuschauerinnen durch den Einsatz von Reizgas verletzt. Die Fanhilfe Hannover kritisiert dieses Vorgehen aufs Schärfste. Es entbehrt jeglicher Realität einerseits, Schutzräume und Deeskalation im Vorfeld der Partie zu kommunizieren und am Spieltag komplett divergent zu agieren.  Beamte, die unter dem Einsatz körperlicher Gewalt willkürlich in vollbesetzte Fanblöcke eindringen und hiermit sowohl Verletzungen als auch Massenpaniken billigend in Kauf nehmen, sind im Jahr 2023 derart antiquierte Einsatztaktiken, dass hier eine klare Aufarbeitung stattfinden muss.

Daniela Behrens muss sich hier als oberste Dienstherrin die unangenehme Frage stellen lassen, wie eine Einsatzleitung am Spieltag außerhalb des Stadions  überhaupt eine Lagebeurteilung vornehmen kann. Darüber hinaus möchten wir der Innenministerin empfehlen, sich bereits im Vorfeld einer solchen Partie mit der Materie zu befassen. Sich im Nachgang mit den bekannten populistischen und inhaltsleeren Worthülsen den Medien zu stellen, wird auch in Zukunft nicht dazu beitragen, Eskalation wie am Sonntag zu vermeiden, sondern eher Feindbilder festigen.

"Innenministerin Daniela Behrens täte gut daran, sich vielleicht in Gänze mit der komplexen Thematik zu befassen, ehe sie ebenfalls unqualifiziert in das selbe Horn ihres Vorgängers stößt. Spieltage und auch die Vorbereitungen dieses Derbys wurden von sozialpädagogischen Diensten des Landes begleitet, deren deeskalierende Empfehlungen weitesgehend ignoriert wurden. Es ist uns unbegreiflich, wie das Land Niedersachsen Fanprojekte mit großer Expertise unterhält und dessen Lagebeurteilungen grundsätzlich unterbewertet oder bewusst ignoriert." führt ein Sprecher der Fanhilfe Hannover aus.

Die Fanhilfe Hannover wird im Nachgang rechtliche Schritte gegen verantwortliche Beamte prüfen und betroffenen Fans Hilfestellung in der Durchsetzung ihrer Rechte geben.

Fanhilfe Hannover, 06.11.2023

Montag, 22. August 2022

Fanhilfe Hannover dokumentiert eine eklatante Fehlplanung von Bundespolizei und Bahnunternehmen im Zuge der Partie 1.FC Magdeburg gegen Hannover 96

Derzeit sichtet die Fanhilfe Hannover in Zusammenarbeit mit der Fanhilfe Magdeburg die Augenzeugenberichte von betroffenen Fans.

Bereits am Bahnhof Magdeburg-Herrenkrug konnte am Freitagabend ein Zugtransfer der abreisenden Fans nach Spielende nicht gewährleistet werden. Ohne klare Kommunikation über das weitere Vorgehen,  wurden die verbliebenen 400 Anhänger von Hannover 96 mit starker zeitlicher Verzögerung per Bus zum Hauptbahnhof geshuttelt.

Daraufhin wurden zwischen 300-400 Fans aus Hannover nicht dem Rücktransport zugeführt, obwohl ein Zug mit ausreichenden Kapazitäten bereitstand. Stattdessen wurden die Anhänger über mehrere Stunden im Hauptbahnhof Magdeburg festgehalten. Möglichkeiten, sich ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen oder seine Notdurft zu verrichten, wurden durch die eingesetzten Beamten der Polizei verhindert. 

Parallel konnten Fans des 1.FC Magdeburg nicht über den Hauptbahnhof die Rückreise antreten und mussten über den gesamten Zeitraum außerhalb des Bahnhofs verharren.

Auch in dieser Situation erfolgte zu keiner Zeit eine klare Kommunikation seitens der eingesetzten Polizei über das weitere Vorgehen. Viel mehr entstand über die desolate Planung des Einsatzes Unmut bei den Einsatzkräften auf der operativen Ebene, die vermehrt versuchten die Fans über das weitere Vorgehen zu befragen. Offensichtlich waren die Einsatzkräfte ebenfalls ahnungslos ob der vorherrschenden Situation. Gegen 3 Uhr, also über sechs (!) Stunden nach Abpfiff der Partie konnten die noch verbliebenen Fans den nächsten Zug nach Hannover betreten, wo sie rund achteinhalb Stunden nach Spielende ihr Ziel erreichten.

„Hier wurden mehrere hundert Menschen massiv und über Stunden in ihren Grundrechten eingeschränkt. Wir verlangen eine detaillierte und selbstkritische Aufarbeitung der Geschehnisse durch die verantwortlichen Instanzen, eine Entschuldigung bei den Betroffenen, personelle Konsequenzen im Bereich der für den Einsatz Verantwortlichen und für die Zukunft ein tragfähiges, fanfreundliches Spieltagskonzept für Fußballspiele in Magdeburg“ fordert ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.

Die Fanhilfe Hannover wird die Berichte auswerten und im Anschluss gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten. Weiterführend wird die Fanhilfe Hannover in der Spieltagsnachbetrachtung konstruktiv mit dem Verein und dem Fanprojekt die Geschehnisse aufarbeiten.

Fanhilfe Hannover, 22.08.2022

Dienstag, 16. August 2022

Pressemitteilung: Fanhilfe Hannover kritisiert angedrohte Reiseuntersagung für Fußballfans am 19.08.2022 durch die Bundespolizei Hannover

 Im Vorfeld der Partie der 2. Bundesliga zwischen dem 1. FC Magdeburg und Hannover 96 sieht sich die Bundespolizei Hannover bereits jetzt genötigt, einen Spannungsbogen zu generieren und eine Fahrtuntersagung für Fußballfans in einer Pressemitteilung anzudrohen.

„Fußballfans sind keine Bittsteller, sondern genau wie Berufspendler und andere Bahnreisende, zahlende Fahrgäste. Wir haben absolut kein Verständnis dafür, dass seitens der Bundespolizei ein seit Wochen terminiertes Fußballspiel derartig verschlafen wurde und mit einer fadenscheinigen Pressemitteilung bereits am Dienstag eine Fahrtuntersagung für Anhänger von Hannover 96 legitimiert werden soll. Zeitgemäße und lösungsorientierte Arbeit sieht definitiv anders aus“ führt ein verärgerter Sprecher der Fanhilfe Hannover aus.

„Wir kennen diese Praxis aus vergangenen Spielzeiten in Bremen. Offiziell haben dann immer Zugführende Einwände, die Züge fahren zu lassen, werden aber oftmals bereits im Vorfeld durch die Bundespolizei in eine entsprechende Richtung geleitet, um dann eine entsprechende Amtshandlung umzusetzen. In der Regel waren schlussendlich mehr als ausreichend Stehplätze in den Zügen verfügbar. Dass hier seit Wochen offensichtlich versäumt wurde, sich konstruktiv mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen auf zusätzliche Kapazitäten zu verständigen, bleibt dabei erneut unerwähnt.“ führt ein weiteres Mitglied der Fanhilfe Hannover aus.

Die Fanhilfe Hannover fordert daher die Bundespolizei Hannover, als auch die Eisenbahnverkehrsunternehmen und deren Aufgabenträger auf, entsprechende Kapazitäten zu schaffen und eine Eskalation im Sinne aller Beteiligten zu vermeiden.

Fanhilfe Hannover, 16.08.2022